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Philosophisches

Auf dieser Seite finden Sie philosophische Themen die mich besonders interessieren und über die ich nachdenke. Hier werde ich auch auf Philosophie- und Physikveranstaltungen hinweisen die ich interessant finde.

Philosophische Gedanken

Der Mensch ist das Maß aller Dinge.
Protagoras aus Abdera (490 - 411 v. Chr.), griechischer Philosoph, Sophist

Der Mensch ist nicht das Mass aller Dinge, sondern Leben inmitten von Leben, das auch leben will!
Albert Schweitzer (1875-1965), ev. Theologe, Arzt und Philosoph

Der Mensch ist das Tier, das keines sein will!
Markus Gabriel, Philosoph

Vorlesung Sommersemester 2016 an der Uni in Vaihingen

Kompendium der abendländischen Philosophie in OneNote

Ich habe ein individuell editierbares Kompendium der abendländischen Philosophie in OneNote erstellt, das ich auf Anforderung gerne zum kostenlosen Download zur Verfügung stelle. Das Kompendium ist besonders für Philosophiestudierende geeignet, die ihre eigenen Ergänzungen hinzufügen wollen.

Das Kompendium ist zwar bereits recht umfassend, wird aber von mir noch ständig weiter bearbeitet. Rückmeldungen und Updates sind mir daher auch gerne willkommen.

Screenshot OneNote

In vorstehendem Screenshot sind die einzelnen Fachbereiche meines Kompendiums und der prinzipielle Aufbau ersichtlich. Externe Quellen und interne Verweise sind mit Hyperlinks verknüpft.

Moral und Ethik. Gibt es einen Unterschied?

In der heutigen Alltagssprache gebrauchen wir Moral und Ethik weitestgehend synonym. In der akademischen Mainstream-Philosophie wird zwischen diesen beiden Wörtern aber genauestens unterschieden.

Mit Moral bezeichnen wir Normensysteme für das richtige menschliches Verhalten. Ethik ist die Wissenschaft von der Moral.

Die Moral soll für alle gelten, d.h. allgemeingültig sein. Da es in unserer Welt verschiedene Normensysteme gibt, existieren auch verschiedene Moralen (beispielsweise die christliche oder die marxistische Moral). Moralisch handeln ist im jeweiligen Normensystem "sittlich" oder "sittlich gut" handeln.

Die Ethik wird in der Philosophie in drei Teilgebiete unterschieden:

Die deskriptive Ethik fragt, welche Normensysteme die Menschen denn de facto vertreten. Wer glaubt was tun zu müssen?

Die normative Ethik fragt, welche Normensysteme die Menschen vertreten sollten. Was sollten wir tun?

Die Metaethik fragt abstrakt, welchen Status moralische Urteile und Begriffe haben.

Genaugenommen ist also " unethisches Verhalten" kein guter deutscher Wortgebrauch. Gemeint ist damit ein Verhalten, welches nicht unserem Normensystem entspricht. Der passende Ausdruck wäre daher "unmoralisches Verhalten".

Im Englischen gibt es diese Unterscheidung nicht. "Ethics" kann sowohl "morality" oder "morals" bedeuten, als auch die akademische Disziplin Ethik benennen.

Ethik in der Programmierung von autonomen Maschinen?

Die aktuelle Diskussion um selbstfahrende Kraftfahrzeuge wird durch ethische und rechtliche Fragestellungen befeuert [1, 2, 3]. Aus guten Gründen! Wenn auch nicht von annähernd vergleichbarer Bedeutung auf unser aller Alltagsleben, treffen die gleichen Fragen auch für Maschinen und Anlagen im Umfeld der Industrie 4.0 zu. Maschinen und Anlagen in der Industrie 4.0 sollen komplexe Entscheidungen autonom treffen. Aber wie groß soll und darf ihr Handlungsspielraum sein? Welche Moral soll ein Programmierer einer autonomen Maschine zukünftig mit auf dem Weg gegeben?

Programmierung einer autonomen Maschine

Programmierung ist eine Aneinanderreihung von Code in der Software mit dem Ziel die Maschine bestimmte Operationen ausführen zu lassen. Eine „normale“ Maschine folgt ihrem Programm mit klaren Regeln wie "Wenn Schutzgitter geöffnet, dann Stopp". Mit Regeln wird festgelegt, wie sich eine Maschine in einer vom Programmierer vorhergesehenen Situation verhalten soll. Soll heißen: Im Programmcode ist kein Platz für Autonomie und schon gar nicht für Ethik!

Für smarte Maschinen und Anlagen in der Industrie 4.0 kann dies aber so definitiv nicht mehr gelten. Autonome Maschinen lassen ihre Steuerungen mit Hilfe von Lernalgorithmen in neuronalen Netzen selbstständig dazulernen. Autonome Maschinen werden mit entsprechenden Sensoren und Software fähig sein, ihr Umfeld zu erfassen und darauf zu reagieren. Der Programmierer ist dann also nur noch Schöpfer eines digitalen Urgebildes, dessen Programmcodes sich aber als Reaktion auf ihre Umwelt selbsttätig verändern.

Spätestens wenn etwas Unvorhergesehenes passiert haben wir als Schöpfer einer autonomen Maschine ein moralisches und/oder rechtliches Problem. Wie sonst sollten wir es nennen, wenn wir Menschen für Ereignisse zur rechtlich zur Verantwortung gezogen werden, über die sie keine hinreichende Kontrolle haben konnten. Daraus folgt, dass über kurz oder lang eine autonome Maschinen ein Rechtssubjekt ganz eigener Art werden sollte.

Welche Ethik?

Genaugenommen betrachtet „denkt und entscheidet“ die autonome Maschine nämlich zunehmend selbst. Sie verfügt über eine künstliche Intelligenz die ihr Handeln bestimmt. In ihrer Vorgehensweise folgt sie entweder dem deontologischen Prinzip (nach Kant), in welchem das autonome System fest gelegten Regeln gehorchen muss, oder dem konsequentialistischen Prinzip (nach Bentham), bei dem in der jeweiligen Situation der Nutzen maximiert, bzw. ein möglicher Schaden minimiert werden soll.

Das deontologische Prinzip

Das deontologische Prinzip stellt die Handlung an sich, weitestgehend unabhängig von den Konsequenzen, in den Mittelpunkt. Entscheidend ist dabei nur, ob die Handlung Prinzip gemäß ist. Deontologische Normen haben die Gestalt von Befehlen (Handle so, dass die Maxime deiner Handlung ...) , gleichgültig mit welchen Folgen. Regeln den ein Computer bei entsprechender Programmierung schon heute folgen kann. Die Befehlsketten können durchaus komplex sein und auch Sonderfälle berücksichtigen. Wir sprechen dann von Entscheidungsbäumen.

Das konsequentialistische (utilitaristische) Prinzip

Dem gegenüber steht das konsequentialistische Prinzip. Hierbei steht das Ergebnis einer Handlung im Vordergrund. Der einzig moralisch relevante Faktor für die Richtigkeit oder Falschheit einer Handlung sind ihre Folgen. Eine Handlung ist moralisch genau dann richtig, wenn ihre Konsequenzen mindestens so gut sind, wie die Konsequenzen jeder anderen Handlung, die man an ihrer Stelle ausführen könnte.

Bei einer Bewertung in Geldeinheiten wäre die Minimierung eines Sachschadens, bzw. die Maximierung des Nutzens ein mögliches (utilitaristisches) Ziel. Wer will dagegen schon Einwände haben?

Die Nichtaufrechenbarkeit eines Menschenlebens

Wie aber sieht es aus, wenn auch Menschen betroffen sind? Es scheint nämlich kaum denkbar, einen monetären Bewertungsmaßstab auch auf Menschenleben anzuwenden. Wie soll beispielsweise eine autonome Maschine handeln, wenn sie nur die Wahl zwischen einem oder fünf möglichen Toten hat, wie dies im sogenannten Trolley Problem beschrieben wird. Manche Probleme lassen uns keinen Ausweg. Auch eine Entscheidung zum Nicht-Handeln hat dramatische Folgen.

Den Wert eines Lebens gegenüber einem anderen als schützenswerter einzustufen, widerspricht deutschen Rechtsverständnis, welches eher dem deontologischen Prinzip folgend jede Gewichtung von Menschenleben verbietet. Ein deutsches Gesetz, welches es autonomen Maschinen ermöglicht, den Wert von Menschenleben gegeneinander aufzurechnen, ist mit der unantastbaren Würde des Menschen unvereinbar. Die Diskussion um das Luftsicherheitsgesetz, welches den Abschuss eines Passagierflugzeugs zum Schutz Dritter untersagte, weist entsprechende Parallelen auf und verdeutlicht noch einmal die Nichtaufrechenbarkeit eines Menschenlebens.

Die drei Robotergesetze

Ausgangspunkt für die Diskussion einer Ethik in autonomen Maschinen sind häufig die vom Schriftsteller Isaac Asimov im Jahr 1942 entwickelten drei Robotergesetze:
1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen (wissentlich) Schaden zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.

Die Schwächen der Asimovschen Grundregeln

Zum einen ist es bisher noch nicht gelungen, die Asimovschen Robotergesetze in eine Maschine einzuprogrammieren. Maschinen können die Bedeutung von „Verletzung“ oder „Schutz“ nicht erfassen oder gar verstehen, so dass sie auch keine Entscheidungen vor diesem Hintergrund treffen können. Ebenfalls können Maschinen die Konsequenzen ihrer Handlungen oder deren Unterlassen nicht voraussehen.

Zum anderen, auch wenn diese Situation aus heutiger Sicht unrealistisch erscheint, sollte zumindest die Möglichkeit bedacht werden, dass Maschinen eines Tages klügere Entscheidungen als der Mensch treffen können. Wir sollten ja nicht vergessen, dass genau dieser Punkt auch eine treibende Kraft für die Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge ist. Die zweite Asimovsche Grundregel ließe eine derartige Konstellation jedoch nicht zu.

Ethik in der künstlicher Intelligenz

Die Unmöglichkeit absolute Sicherheit zu erreichen, mögliche Eingriffe von außen und die Möglichkeit des technischen Versagens einzelner Komponenten zwingen uns über eine Ethik in der künstlichen Intelligenz nachzudenken. Gesucht sind Regelungen (Normen), die aus der ethischen Unvollkommenheit autonomer Maschinen führen.

Da es unwahrscheinlich ist, dass alle möglichen Szenarien durch vorab festgelegte Regeln (nach dem deontologischen Prinzip) abgedeckt werden können ohne miteinander zu kollidieren (Dilemmata) oder das Handeln ungewiss sein kann, muss eine autonome Maschine über eine Art künstlicher Ethik verfügen.

Literatur

Dieser Aufsatz basiert auszugsweise auf nachstehender Literatur:
[1] Boeing, N.: Der Richter und sein Lenker. ZEIT Wissen Nr. 6/2015
[2] Lin, P.: Why Ehtics matters for Autonomous Cars. California Polytechnic State University 2015
[3] Randelhoff, M.: Autonomes Fahren, Zukunft des Automobils. Zukunft Mobilität 2016

Können Big Data-Ergebnisse Theorie und Beweis ersetzen?

Klaus Mainzer, Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der TU München hat als Wissenschaftsphilosoph in einem lesenswerten Aufsatz kritisch über Big Data nachgedacht. Er fragt ob zukünftig Entscheidungen durch datenverarbeitende Maschinen statt durch Reflexion, Theorie und Gesetze erfolgen. Stehen wir vor dem „Ende der Theorie“, gar vor einem radikalen Paradigmenwechsel?

Dass diese Welt von einer steigenden Datenflut überrollt wird ist Alltagserfahrung. Die wenigsten wissen, woher die Datenströme kommen, wie sie entstehen und welche Gesetzmäßigkeiten ihnen zugrunde liegen. Immer schnellere, kleinere und preiswertere Computer und Sensoren erzeugen immer mehr Daten und automatisieren die Welt. Die großen Datenmassen erlauben günstige neue Geschäftsmodelle.

Warum sollten wir uns lange mit dem Warum und Wieso aufhalten? Schnelle Suchmaschinen finden scheinbar Lösungen unserer Probleme, bevor wir die Ursachen und Gesetze verstanden haben. Einflussreiche Propheten der digitalen Welt propagieren bereits „das Ende der Theorie“.

Ein radikaler Paradigmenwechsel, so glaubt man, in der man die Ursachen und Wirkungen von Krankheiten, Märkten und Verbrechen nicht mehr verstehen muss, sondern durch blitzschnelles Durchforsten von riesigen Datenmengen Muster und Korrelationen erkennt, die Voraussagen erlauben.

Historisch steht die „Warum“-Frage am Anfang menschlichen Denkens in Wissenschaft und Philosophie. Dahinter steht die Überzeugung: Erst wenn wir eine gute Theorie haben, können wir wissen, wonach wir suchen, um die Vielfalt der Welt zu verstehen und zu bewältigen. Die Muster und Korrelationen von Big Data bleiben im Gegensatz im verborgenen, weil wir die zugrunde liegenden Algorithmen und Zusammenhänge nicht verstehen.

Mainzers Aufsatz ist ein Plädoyer für die Besinnung auf die Grundlagen der Wissenschaft. Am Ende geht es, so Mainzer, um eine Stärkung unserer Urteilskraft, d.h. die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, das „Besondere“, wie es bei Kant heißt, mit dem „Allgemeinen“ zu verbinden, in diesem Fall die Datenflut mit Reflexion, Theorie und Gesetzen, damit eine immer komplexer werdende und von Automatisierung beherrschte Welt uns nicht aus dem Ruder läuft.

Der Link zum vollständigen Aufsatz: Die Berechnung der Welt

Das Glück und die Philosophen

Seit Menschengedenken zermartern sich Philosophen die Köpfe, um zu ergründen, wie man das Glück zu fassen bekommt [1], [2]. Doch was ist das eigentlich? Ein Leben in Reichtum und Luxus? Ein langes, gesundes, zufriedenes Leben? Macht, Ruhm, Ehre?

Antike: Eudaimonía

Für die antiken Philosophen war Glück die Eudaimonía, das gelingende Leben. Wer es erringen will, muss den ethischen Grundregeln folgen und nach einem ausgeglichenen Gemütszustand streben, d.h. einer "heiteren Gelassenheit" gegenüber den Widrigkeiten des Lebens.

Glück ist nichts Zufälliges, sondern das Ergebnis eines aktiven Lebensstils, der Anstrengung, den täglichen Sorgen und Freuden mit einer stabilen Haltung zu begegnen. Was zählt, ist richtig zu handeln und zu denken, und nicht, was einem von außen zustößt. Passivität führt zu Unglück.

Zu den Tugenden gehört auch, für Gerechtigkeit zu sorgen. Verantwortung für die Gemeinschaft ist Bürgerpflicht und Voraussetzung für das persönliche Glück.

Platon (etwa 428 v. Chr. bis um 348 v. Chr.)

Platon war Schüler des Sokrates. Laut Platon hat die menschliche Seele drei Teile: Die Vernunft, den Willen und das Begehren. Ein Mensch ist nur dann glücklich, wenn alle drei Seelenteile im Gleichgewicht sind, und miteinander befreundet sind, das heißt sich nicht widersprechen.

Aristoteles (384 v. Chr. bis 322 v. Chr.)

Aristoteles, ein Schüler Platons, sieht im Glück das höchste Gut und Ziel des Daseins, das der Mensch nur als Teil einer Gemeinschaft erringen kann. Wer selbstsüchtig nur seinen Vorteil suche, werde nie glücklich sein. Glück sei demjenigen beschieden, der sowohl sein eigenes wie auch das Wohl aller im Blick habe. Gelingendes Handeln, verbunden mit Tugend und Selbstgenügsamkeit sei in Wirklichkeit wahres Glück.

Epikur (341 v. Chr. bis 270 v. Chr.)

Für Epikur ist Glück, ein Zustand physischer Schmerzfreiheit. Eine Voraussetzung hierfür ist die Reduktion auf die notwendigsten Bedürfnisse. Durch asketische Lebensführung könne man dann den Zustand innerer Seelenruhe erlangen. Solange es uns nicht schlecht geht, wird es uns höchstwahrscheinlich gut gehen!

Lucius Annaeus Seneca (ca. 4 v. Chr. bis 65)

Stoiker wie Seneca erheben die Tugend anstatt des Glücks zum Lebensprinzip. Seneca schreibt: „Wer die Einsicht besitzt, ist auch maßvoll. Wer maßvoll ist, ist auch gleichmütig. Wer gleichmütig ist, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Wer sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, ist ohne Kummer. Wer ohne Kummer ist, ist glücklich. Also ist der Einsichtige glücklich, und die Einsicht reicht aus für ein glückliches Leben.“

Moderne: Aufklärung

Prinzipienstreit: Utilitarismus, Sittengesetz oder Nichts.

John Stuart Mill (1806 bis 1873)

Zusammen mit seinem Vater James Mill und Jeremy Bentham begründete der Engländer John Stuart Mill den Utilitarismus. Für Utilitaristen haben das Glück der größten Zahl und der größte Nutzen den Vorrang. Das Prinzip des größten Glücks ist für Utilitaristen auch die Grundlage der Moral. Handlungen sind in dem Maße moralisch richtig, wenn sie Glück befördern, und moralisch falsch, wenn sie das Gegenteil von Glück zu bewirken.

Immanuel Kant (1724 bis 1804)

In scharfem Gegensatz zum Unitarismus steht bei Immanuel Kant der Glücksbegriff eher in der Tradition der Stoa. Das größte Glücksgefühl, besteht für Kant darin, seine moralische Pflicht zu erfüllen und vernunftsgemäß zu handeln. Gemäß dem kategorischen Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900)

Die stoische Fixierung auf Tugend oder gar das allgemeine Sittengesetz von Kant lehnt Nietzsche rigoros ab. Nietzsche war überzeugt, dass Glück über der Moral steht und bedeutet, sich auszuleben und sein Potenzial auszuschöpfen, ohne Rücksicht auf das Glück der Anderen. Nietzsche fragt, ob man Glück überhaupt anstreben sollte, denn es bedeutet, sich auf einem bestimmten Lebensstil auszuruhen, und nicht mehr über sich hinauswachsen zu wollen.

Neuzeit: Glück beginnt im Kopf

Den Neurowissenschaften verdanken wir die Erkenntnis, dass Glück im Kopf beginnt. Im Gehirn werden Botenstoffe (Neurotransmitter) gebildet, die dafür sorgen, dass wir positive Grundeinstellung haben. Dopamin wirkt wie eine geballte Ladung konzentrierten Glücks. Serotonin wirkt als der Stimmungsaufheller. Endorphin wiederum blockiert die Übertragung von Schmerzsignalen und sorgt für Entspannung sorgen. Wenn man etwas gezielt erledigt hat, springt das „Belohnungszentrum“ im Gehirn an und schüttet Neurotransmitter aus.

Neueste Forschungen haben drei Schlüsselfaktoren ausfindig gemacht, die das „goldene Dreieck des Glücks“ genannt werden: stabile persönliche Beziehungen, die Kontrolle über die eigenen Finanzen und Lebensziele. Glücklich würden Menschen aber erst, wenn zwischen diesen Faktoren ein gesundes Gleichgewicht herrsche. Allerdings gibt es einen zentralen Hebel, der das gelingende Leben begünstigt: Selbstdisziplin. Wer glücklich sein will, darf die Hände nicht in den Schoß legen. Man muss aktiv nach seinem Glück greifen. So schließt sich dann auch wieder der Kreis zu den antiken Philosophen.

Literatur

Dieser Aufsatz basiert im Wesentlichen auf folgenden Quellen:
[1] Brauer, M.: Das Glück und die Philosophen. Stuttgarter Zeitung, 2017
[2] Wikipedia: Philosophie des Glücks. https://de.wikipedia.org

Links

Sternstunde Philosophie

Wer hat’s erfunden? Die Schweizer haben die Philosophie zwar nicht erfunden, wohl aber die Sternstunde Philosophie. Aber die ist echt gut, nicht nur die Podcasts, auch die Webseite. Wer sich dafür interessiert, was die Welt im Innersten zusammenhält und welche Themen gerade heute besonders Nachdenkenswert sind ist hier genau richtig.

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Technischer Fortschritt, Kapitalismus, Digitalisierung und Globalisierung werfen ein neues Licht auf die ewigen Fragen der Philosophie. In der Sternstunde Philosophie reflektieren renommierte Denker die grossen Menschheitsthemen in ihrer aktuellen Gestalt.

Keine Sorge, es geht bei der Sternstunde Philosophie nicht streng hochwissenschaftlich zu. Die Sternstunden-Moderatoren unterhalten sich mit ihren Gästen, durchweg hochkarätigen Philosophen der Gegenwart; beispielsweise Michael Sandel, Peter Singer, Martha Nussbaum oder Richard David Precht, über Fragen und Erkenntnisse die uns alle betreffen.

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Und gleich noch eine super Webseite aus der Schweiz. Philosophie.ch ist eine thematisch schön gegliederte Anlaufstelle für viele philosophische Themen und Veranstaltungen.

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Slippery Slopes

In diesem Online-Magazin werden philosophische Rutschpartien organisiert. Die Macher des Blogs lassen dazu alle 14 Tage ein eher lebensweltliches Thema mit philosophischer Relevanz zirkulieren. An diesen Auseinandersetzungen beteiligen sich stets die drei Redakteure dieses Magazins sowie jeweils eine erlesene Gastautorin bzw. ein belesener Gastautor. So richtig in Fahrt kommen die Diskussionen dann, wenn sich die Leserinnen und Leser dieses Magazins durch eigene Kommentare auch selbst daran beteiligen.

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Philosophiebegriffe

Goldene Regel

Die goldene Regel „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst“ oder in ihrer bekannteren Fassung „Was du nicht willst, das man dir tu', das füg auch keinem andern zu“ ist eine universelle Ethik. Sie gilt nicht als irgendeine Regel, die zusätzlich zu schon vorhandenen Verboten und Geboten hinzukommt, sondern die Quintessenz und der Kern aller Moral.

Die Goldene Regel ist seit mehr als zweieinhalbtausend Jahren weltweit bekannt. Der antike griechische Philosoph Thales von Milet (* um 624 v. Chr.; † um 547 v. Chr.) hat die Goldene Regel als Antwort auf die Frage nach der edelsten und gerechtesten Lebensführung genannt. Konfuzius (vermutlich * um 551 v. Chr.; † um 479 v. Chr.) zufolge kann diese Regel ein Leben lang als Richtschnur des Handelns dienen.

Bei der Goldenen Regel wird deutlich, dass sich Eigeninteresse und Altruismus nicht ausschliessen. Gemäß der Goldenen Regel zu leben, ist langfristig nämlich die klügste Art und die beste Weise, sein Eigeninteresse zu vertreten und zugleich für das Wohl anderer zu sorgen. Wenn es mehr Redlichkeit, Mitgefühl, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt gibt, haben nicht nur andere etwas davon, sondern auch wir selbst.
Vgl. Bauschke, M.; Stiftung Weltethos: Die Goldene Regel, Berlin 2010

Phänomenologie

Die Phänomenologie (Lehre von den Gegenständen) ist eine philosophische Strömung, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts von Edmund Husserl (1859-1938) geprägt wurde. Die Anhänger der Phänomenologie sehen den Ursprung der Erkenntnisgewinnung in unmittelbar gegebenen Erscheinungen, eben den Phänomenen.

Husserl war unzufrieden mit zu seiner Zeit vorherrschenden Überzeugung der Kantschen Philosophie, dass uns die Dinge stets nur so erscheinen, wie wir sie aufgrund unserer Wahrnehmungen zu sehen vermögen. Das "Ding an sich", so Kant, bleibt uns nämlich verborgen.

Husserl machte stattdessen den Vorschlag, in einer "Wesensschau des Gegebenen" die Dinge von sich aus auf uns wirken zu lassen. Seine Analysen können als der erste großangelegte Versuch gewertet werden, die begrifflichen und erkenntnistheoretischen Grundlagen für eine Wissenschaft des Bewusstseins zu legen.

In der Philosophie hat das phänomenologische Denken die Entwicklung des Existenzialismus in Deutschland und Frankreich entscheidend geprägt. Es zieht sich durch die wichtigsten Werke von Jean-Paul Satre und Martin Heidegger.

Was ist Aufklärung?

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner eigenen Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Immanuel Kant, deutscher Philosoph * 22.04.1724, † 12.02.1804 auf die Frage "Was ist Aufklärung?"

Erkenntnistheorie

Die Erkenntnistheorie ist eine Grunddisziplin der Philosophie. Bei der Erkenntnistheorie geht es immer darum, sicheres Wissen zu erwerben. Egal, was wir wissen wollen oder bereits wissen, wir müssen es auf die eine oder andere Weise als wahr erkannt haben. Eine typische Frage der Erkenntnistheorie ist beispielsweise "Wie erkennen wir welchen Sinn das Leben hat?"

Dies ist die instrumentelle Funktion der Erkenntnis. Sie hilft uns dabei, Wissen zu erwerben, das für unsere Lebensführung relevant ist.

Manche Dinge wollen wir aber ausschließlich um ihrer selbst wissen: etwa, wie alt das Universum ist.

Auszugsweise aus Philosophiekalender 2014

Tugenden und Plichten

Allgemein versteht man unter Tugend eine hervorragende Eigenschaft oder vorbildliche Haltung.

Im antiken Verständnis sind Tugenden ein Ausdruck des natürlichen Wesens der Menschen und eine notwendige Bedingung für das gute Leben.

Als die vier klassischen Grundtugenden (Kardinaltugenden) gelten Klugheit oder Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Platons Theorie der Grundtugenden wurde für die ganze tugendethische Theorie richtungsweisend.

Für Aristoteles ist Tugend der Weg zur Glückseligkeit. Nur wer seine Tugenden kultiviert, entfaltet seine wahre menschliche Natur und kann so ein gutes Leben führen.

Eine Pflicht ist etwas was man tun muss, allerdings nicht weil man dazu gezwungen wird, sondern weil es aus einer bestimmten Perspektive richtig ist.

Alle Menschen haben offensichtliche Rechtspflichten und moralische Pflichten. Beispielsweise haben wir alle die moralische Pflicht, unschuldigen Menschen keinen Schaden zuzufügen. Hinzu kommen besondere Berufspflichten, etwa für Ärzte oder Polizisten.

Wenn jemand mehr als nur seine Pflicht erfüllt bewegen wir uns in den Bereich der Tugenden. Beispielsweise hat niemand die Pflicht seine eigenes Leben für einen anderen aufs Spiel zu setzen. Dies kann niemals eine Pflicht, sondern immer nur eine besondere Tugend (beispielsweise Tapferkeit) sein.

Ontologie (Seinslehre)

Ontologie ist eine der philosophischen Kerndisziplinen. Sie ist wahrscheinlich die älteste aller philosophischen Disziplinen.

Die Ontologie (griechisch ontos, das Seiende) befasst sich mit den allgemeinen Grundstrukturen unserer Wirklichkeit und mit dem Wesen aller Dinge.

"Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts?" ist eine der fundamentalsten Fragen der Ontologie.

Es ist daher durchaus korrekt, wenn gesagt wird, dass die Ontologie "die Lehre vom Seienden" ist.

Wenn man gezwungen ist, eine ganz kurze Erklärung von Ontologie zu geben, dann kann man das am besten in Form von zwei ganz kurzen Fragen tun:

1. Was gibt es auf der Welt? (Was existiert?)

2. Was heißt es zu sagen, dass etwas existiert (bzw. dass es etwas gibt)?

Es geht also um den Sinn von Sein überhaupt, eine Frage die uns rasch zu Grenzen unseres Denkens führen kann.

Gewissheit und Wissen

Gewissheit ist die subjektive Überzeugung eines Menschen, dass etwas wahr ist.

Wissen hingegen ist die objektive gerechtfertigte Meinung, dass etwas wahr ist.

Man kann also einer Sache gewiss sein, ohne sie zu wissen.

Idealismus vs. Materialismus

Idealismus bezeichnet in der Philosophie unterschiedliche Strömungen, die im Wesentlichen die Überzeugung gemein haben, dass das eigentlich Wirkliche geistig-ideeller Natur ist.

All die Dinge, die uns umgeben, sind nur die Abbilder ewiger und von ihren Erscheinungsformen unabhängigen Ideale. Irgendwo da draußen, so dachte Platon der Urvater des Idealismus, muss es eine andere Welt geben, in der diese Ideen beheimatet sind.

Im Gegensatz dazu gehen Materialisten davon aus, dass unsere Ideen bloß Abbilder der materiellen Wirklichkeit sind.

Begrenzte Rationalität

In der Sozialwissenschaft, insbesondere der Wirtschaftswissenschaft, geht man davon aus, dass Menschen vernünftig denken und handeln.

Der amerikanische Sozialwissenschaftler Herbert Simon (1916 bis 2001) war jedoch der Meinung, dass es zu weit gehe, allen Menschen eine vollkommene Rationalität zu unterstellen. Denn das würde bedeuten, dass sie stets über alle nötigen Informationen verfügten und alle relevanten Berechnungen anstellten, um ihren Nutzen zu maximieren.

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder zuerst alle verfügbaren Informationen sammeln würde, anstatt sich spontan für etwas zu entscheiden. Dann würde uns ja nichts mehr Spaß machen!

Simon argumentiert, dass wir zum Glück nicht so hyperrational, sondern nur beschränkt rational sind.
Auszugsweise aus Philosophiekalender 2014

Letzte Aktualisierung am 22.04.2023